2°-Netz

Entwicklung einer automatischen und intelligenten Plattform zur erfolgreichen Transformation von Betrieben zu klimafreundlichen Unternehmen sowie die Empfehlung passender Fachberater.

Projektdetails

Die Bedeutung von erneuerbaren Energien und einer effizienten Nutzung der Ressource Energie im Allgemeinen ist in den letzten Jahren zunehmend in das Bewusstsein von Öffentlichkeit und Politik gerückt. Zudem wird die unternehmerische Klimaneutralität bzw. grundsätzlich die Verringerung der Treibhausgasemissionen (THGE) von Kunden positiv aufgenommen und kann auch in Bezug auf zukünftige gesetzliche Umweltregularien Vorteile bringen (vgl. Lässig et al. 2021). Vor diesem Hintergrund besteht bei Unternehmen ein wachsendes Interesse, die Frage der eigenen Klimaneutralität überzeugend zu lösen. Unternehmerische Klimaschutzstrategien können einen hohen Grad an Komplexität aufweisen, da sie mehrere Phasen umfassen. Die Phasen der Treibhausgasbilanzierung, Verringerung, Vermeidung und im Anschluss gegebenenfalls Kompensation erfordern Sachverständnis, Zeit und Investitionsbereitschaft (vgl. BSI 2014). Die Umsetzung der Phasen wird im Allgemeinen durch eine Vielzahl von Anbietern, wie z.B. Energiedienstleistern, Anlagenbauern und Zertifizierern begleitet. Zudem können sich Strategien je nach Unternehmen und Branche unterscheiden. Dies ist unter anderem darin begründet, dass unterschiedliche Prozesse und Bedarfe an Energieträgern vorliegen. Daher ergeben sich unterschiedliche Informationsdefizite. Unter anderem welche THGE erfasst werden müssen, welche Verringerungsmaßnahmen in einer Branche existieren und welche Kosten und Rückflüsse damit verbunden sind. Die Erfahrungsberichte der Unternehmen zeigen, dass der Wunsch nach einer kompetenten Lösung aus einer Hand besteht. Die Verbindung von Strategieplanung zur Klimaneutralität und das Finden passender Anbieter sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation zum klimaneutralen Unternehmen. In Summe sind in Deutschland im Jahr 2020 411.905 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 1 Millionen Euro gelistet (vgl. Statista 2021). Es wird angenommen, dass die Entwicklung einer Klimastrategie durch einen Energieeffizienzdienstleister 40 Arbeitstage, bzw. 2 Monate für eine Person in Anspruch nimmt. Eine Analyse des Energieberatungsmarktes aus dem Jahr 2019 ergab, dass in Deutschland zwischen 11.000 und 12.500 Energieberater tätig sind (vgl. GIH 2020). Unter diesen Bedingungen würde die Entwicklung von Klimastrategien für diese Unternehmenszahl 11 Jahre in Anspruch nehmen. Diese Berechnung schließt Urlaub und die Beschäftigung mit anderweitigen Projekten bei 12.500 Energieberater aus. Die tatsächlich benötigte Zeitspanne könnte somit deutlich höher ausfallen. Somit sind die Klimaziele der Bundesregierung für das Jahr 2030 ohne eine Automatisierung von Klimastrategien nicht erreichbar. Das 2°-Netz bietet Unternehmen die Möglichkeit schnell eine Klimastrategie zu berechnen. Der innovative Lösungsansatz des 2°-Netzes für die komplexe Zielstellung besteht im Vernetzen von Kompetenzen und Daten mittels einer automatisierten und intelligenten Plattform (2°- Netz). Hierbei wird mittels einer automatisierten und standardisierten Datenerfassung basierend auf den etablierten ISO-Normen 14001 und 50001 der Status-Quo der Unternehmen erfasst. Mittels dieser Daten wird anhand eines Lösungsalgorithmus eine branchenspezifische Strategie für das Unternehmen erstellt. Diese umfasst die Maßnahmen und Zeitpunkte für die Investitionen in Energieeffizienzprojekte, in die Substitution von fossilen Energieträgern und die Kompensation von Emissionen entlang der eigenen Wertschöpfungskette. Mittels des 2°-Netzes werden die Unternehmen direkt mit spezifischen Anbietern im Bereich der Minimierung, Substitution und Kompensation vernetzt. Die Berechnung der Strategie basiert auf dem 2°- Algorithmus. Dieser Algorithmus kann bereits mittels weniger Angaben des Unternehmens eine erste Strategie berechnen. Der Detaillierungsgrad der Angaben erhöht nachfolgend die Genauigkeit der Berechnung. Die Maßnahmen werden aus einer SQL-Datenbank extrahiert. Der Kunde wird, durch den verbundenen E-Mail-Server, über neue Angebote und Dienstleister informiert. Um diesen Zielzustand zu erreichen sind jedoch noch verschiedene weitere Berechnungen, Validierungsmaßnahmen und Workshops durchzuführen. Die größten Herausforderungen bestehen in der Weiterentwicklung des Algorithmus sowie der Akquise von belastbaren Daten.

Die Anwendung des 2°-Netzes richtet sich an Unternehmen, welche eine Klimastrategie benötigen. Der 2°-Algorithmus liefert ein Maßnahmenpaket, welches Investitionskosten, Treibhausgasemissionen und Investitionszeitpunkte mit einbezieht. Die Umsetzung der Maßnahmen wird, durch die direkte Vernetzung mit Dienstleistern, unterstützt. Das 2°-Netz reduziert für beide Nutzergruppen die Komplexität, betrachtet die Zeitachse für Investitionsentscheidungen und vermittelt effizient und transparent zwischen Kunden und Anbietern. Aus dem allgemeinen Ziel der Klimaneutralität werden handfeste Strategien mit passenden Spezialisten zur Umsetzung. Aktuell ist der Algorithmus auf die Kunststoffindustrie zugeschnitten. Zukünftig ist die Ausweitung der Zielgruppen auf die Branchen Hotels, Versicherungen, Lebensmittelindustrie und Sozialimmobilien geplant. Je nach Unternehmensgröße und Art der Wertschöpfungskette ist die Entwicklung der Klimaneutralitätsstrategie unterschiedlich komplex. Gleichzeitig zeigt sich in der Literatur und Praxis, dass sich die Strategie für ein Unternehmen auf ein Unternehmen aus der gleichen Branche mit wenigen Anpassungen übertragen lässt. Ebenfalls überschneiden sich die Handlungsfelder der einzelnen Branchen, sodass ein hohes Automatisierungspotenzial zur Erstellung der Klimaneutralitätsstrategien besteht. Auf Grundlage der Emissions- und Energiedaten lassen sich ähnliche Zielstellung zusammenfassen. Maschinelles Lernen und eine steigende Anzahl an Unternehmensdaten verbessern die Qualität des Lösungsalgorithmus fortlaufend. Grundlage für die Entwicklung des Lösungsalgorithmus sind die Science-Based Targets. Die steigende Anzahl an Daten wird auch für eine Vernetzung unter den Unternehmen für Benchmarking oder die Übertragung von Prozessen in neue Bereiche nutzen. Das Generieren einer hohen Datenqualität und das Verknüpfen der Datenpunkte bietet die Möglichkeit von weiteren Geschäftsmodellen und Forschungsfeldern. Der beschriebene Lösungsweg ist nur mit der fortschreitenden Digitalisierung erreichbar. Einfache Dateneingabe mittels geführter Interviews, Einsatz von Web-Anwendungen zur fachlichen Zuordnung von unscharfen Begriffen, maschinelles Lernen zur Qualitätssteigerung und datenbankbasierte Anbieternetzwerke sind nur eine Auswahl für die notwendigen Bausteine der Digitalisierung für den Projekterfolg. Ohne die Automatisierung der Beratungsleistung zur Erstellung der Strategien ist eine marktfähige und wirtschaftlich realisierbare Lösung nicht möglich. Der individuelle Beratungsumfang für eine analoge Lösung für kleine und mittlere Unternehmen wäre ein zusätzliches finanzielles und zeitliches Hemmnis für die Unternehmen. Im Rahmen der CORONA-Pandemie trägt das 2°- Netz zur Reduktion von Kontakten und Präsenzveranstaltungen bei. Die Bereitstellung der Daten findet in einem Web-Interface statt (keine persönliche Besichtigung der Unternehmen) und der direkte Kontakt zwischen Kunden und Anbietern erfolgt erst nach Beauftragung (Reduktion der Präsenzkontakte).

Das Fachgebiet Umweltgerechte Produkte und Prozesse (upp) der Universität Kassel arbeitet seit 2002 auf dem Gebiet der Energie-, Ressourceneffizienz, der dezentralen und erneuerbaren Energien sowie Klimaschutz und Klimastrategien in verschiedenen Forschungs- und Industrieprojekten. Der Forschungsschwerpunkt des 2°-Teams liegt dabei auf der Berechnung von Klimastrategien und den Auswirkungen organisationaler und technischer Maßnahmen auf den Corporate Carbon Footprint (CCF). Hierbei arbeitet das Fachgebiet eng mit seinem Spinoff Limón GmbH zusammen. Die Limón GmbH wurde vor 13 Jahren aus dem Fachgebiet upp gegründet und hat heute etwa 50 Mitarbeiter. Zu dem Leistungsangebot gehören neben Energiedienstleistungen in der Wirtschaft auch Lösungen auf dem Weg zum klimaneutralen Unternehmen. Über diese Kooperation besteht ein umfassender Zugriff auf Expertenwissen von Energiedienstleistern als potenzielle Plattformkunden auf der Seite der Anbieter. In der Diskussion rund um dieses Themenfeld entstand so die Idee einer Plattform, welche automatisiert Klimastrategien berechnet und so die Komplexität der Thematik für Kunden reduziert. Die Einzigartigkeit des Teams zeichnet sich vorallem durch den wissenschaftlichen Hintergrund und das persönliche Interesse der Teammitglieder aus.

Showroom

Stimmen zum Projekt

„Die Idee und Funktionsweise der 2°-Plattform überzeugen!“

Prof. Dr. Mark Junge Geschäftsführer Limón GmbH

„Mit wenigen Eingaben bekomme ich sofort Informationen zu der Klimastrategie für mein Unternehmen.“

Leon Engelmeyer Geschäftsführer Rinke GmbH

„Das Konzept und der Ablauf sind super.“

Dr. Gernot Peppler Geschäftsführer RACK & RÜTHER GmbH

„Idee und Konzept sind hochspannend. Unternehmen werden dort abgeholt, wo sie stehen.“

Markus Jungermann Geschäftsführer Städtische Werke Eco GmbH Kassel

Gefördert durch

  • Hessisches Ministerium für Digitalisierung und Innovation
  • digitales.hessen DISTR@L
Digitale Technologie
Analytische InformationssystemeCloud ComputingWeb-Plattform
Anwendungsbereich
Wissenstransfer
Eingesetzte digitale Verfahren, Technik, Software und Methoden
SQLPython
Landkreis, kreisfreie Stadt
Kassel
Förderprogramm
Distr@l - Validierung (FL 4A)
Fördersumme
753.220,00 €
Förderzeitraum
1. Jun. 2022 - 15. Dez. 2025
Status
aktiv

Antragsteller

UPP Kassel

Kurt-Wolters-Straße 3
34125 Kassel

zur Website

Ansprechpartner

Dr.-Ing. Ron-Hendrik Hechelmann

UPP Kassel

Kurt-Wolters-Str. 3
34125 Kassel

0561 804-3444
hechelmann@upp-kassel.de

Herr Felix Ebersold

UPP Kassel

Kurt-Wolters-Str. 3
34125 Kassel

0561 804-3903
ebersold@upp-kassel.de